Geschichten von Welt

Wir fragen Mareike Späth, seit März 2020 als Kuratorin der Ethnologie im Landesmuseum tätig

Was sind Ihre Aufgaben im Landesmuseum Hannover?

Ethnologische Sammlungen erfahren derzeit aufgrund ihrer kolonialen Vorgeschichte viel Aufmerksamkeit, und ihre Existenz wird kritisiert und hinterfragt. Ich sehe es als eine zentrale Aufgabe heutiger Museumsethnologie mit diesem Erbe umzugehen, indem wir ausgehend von den Sammlungen koloniale Praktiken und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart erforschen. Mich interessiert dabei besonders: Wie kann die Zukunft ethnologischer Sammlungen als Wissensarchive aussehen?

In welchem Land haben Sie geforscht und wo würden Sie gerne nochmal hinreisen?

Zuletzt habe ich in Madagaskar gelebt und gearbeitet. Reisen plane ich oft danach, welche Museen dieser Welt ich gerne sehen möchte: Dabei reizt mich Westafrika mit dem Musée des civilisations noires in Dakar, dem Musée de la Blackitude in Yaoundé und vielleicht bald auch Benin City, wenn die Kunstwerke des Königreichs dort zu sehen sein werden. Eine Reise wert sind auch das National Museum of African American History and Culture in Washington oder das District Six Museum in Kapstadt. Meine ersten Monate im WeltenMuseum waren allerdings intensiv davon geprägt, Alternativen zum Reisen zu finden. Zum Glück bin ich in engem Austausch mit Kolleg*innen weltweit.

Haben Sie schon ein Lieblingsobjekt in der Sammlung?

Ich finde die eher einfachen, unaufgeregten Dinge interessant, die aber einfallsreich und ästhetisch sind und davon erzählen, wie Menschen sich in ihrem Alltag einrichten. Überhaupt kommt es nicht nur auf das Objekt an, sondern auf dessen Geschichten. Man kann auch sagen: Mein Lieblingsobjekt ist immer das, mit dem ich mich gerade befasse. Denn jedes Objekt birgt spannende, irritierende, überraschende oder ermutigende Geschichten, nach denen es sich zu suchen lohnt.