Betrachte die Welt mal anders.
Ich betreue die völkerkundlichen Sammlungen des Landesmuseums. Zu meinen Aufgaben gehören die Erforschung der Sammlungsobjekte und die Entwicklung von Ausstellungen, um die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zu den besonders schönen Aufgaben zählt die Zusammenarbeit mit Vertretern der Herkunftskulturen unserer Objekte. Gemeinsam planen wir Projekte und lernen hierbei viel voneinander.
Ich habe für anderthalb Jahre in Papua-Neuguinea in einem kleinen Dorf gelebt und zusammen mit den Menschen dort ihre äußerst komplexe Weltsicht aufgezeichnet. Sie sprechen dort eine der über 700 Sprachen, die im Ostteil dieser Insel – der zweitgrößten der Erde – verwendet werden. Dort würde ich auch gerne bald einmal wieder hin, um zu sehen, was sich inzwischen verändert hat.
Viele der Stücke, die ich in die Dauerausstellung genommen habe, sind mir ans Herz gewachsen. Doch die chinesische Schreibmaschine ist ein ganz besonderes Objekt. Sie hat aufgrund der großen Zeichenmenge nur einen einzigen Arm, mit dem man das jeweils benötigte Zeichen auswählt. So etwas ist sehr selten gesammelt worden.
Der Lieferumfang dieser Schreibmaschine umfasst über 3000 Lettern, aus denen mit nur einem Hebelarm die jeweils benötigte ausgewählt wird. Mit Übung lässt sich eine Geschwindigkeit von 15 Zeichen pro Minute erreichen. Da jedes Zeichen für eine bedeutungstragende Silbe oder ein ganzes Wort steht, ist dies beinahe ebenso schnell wie das Tippen eines Textes in einer europäischen Sprache auf einer in Europa üblichen Schreibmaschine.
In allen völkerkundlichen Sammlungen finden sich Objekte aus der Kolonialzeit. Bei der Erforschung der jeweiligen Erwerbskontexte stoßen wir auch auf problematische Geschichten und Ungerechtigkeiten – insofern stellen sie ein heikles Erbe dar, mit dem wir uns befassen müssen.